> Träume klar im Gedächtnis
     
 

Träume erinnern

Kennen Sie folgende Situation? Sie wachen morgens auf, drehen sich noch ein bisschen im Bett um und lassen Ihre Gedanken schweifen. Plötzlich fällt Ihnen ein, dass Sie sich an Ihre Träume erinnern wollten, doch alle Traumbilder sind weg! Der Grund für dieses Vergessen liegt in der Art und Weise, wie Sie Ihre Gedanken benutzen. Die Mehrzahl der Leute, die von sich behaupten, nie zu träumen, denkt beim Aufwachen als Erstes an den kommenden Tag. Da sich beim Erwachen die Traumerinnerung meist innerhalb weniger Sekunden verflüchtigt, ist es wichtig, sein Bewusstsein genau in dieser kurzen Zeitspanne auf den entschwindenden Traum zu lenken, und ihn sofort festzuhalten. Wer beim Erwachen an etwas anderes als den Traum denkt, das heisst seine bewusste Wahrnehmung auf etwas anderes richtet, verpasst die Gelegenheit, ihn zu erinnern!

Die zwei Grundfragen zum Erreichen der Traumerinnerung:

•  Wie lautet mein allererster Gedanke (Wahrnehmung) beim Aufwachen?
•  Worauf richtet er sich?

Oder präziser gefragt:

• 

Richtet er sich rückwärts auf die Traumwelt (Was habe ich soeben geträumt?) oder vorwärts auf die Tagesrealität? (zum Beispiel: Was habe ich heute zu erledigen?)


Übung zur Traumerinnerung

1. Beim Zubettgehen:
Block und Schreibzeug oder Diktafon neben das Bett legen
Merksatz innerlich wiederholen:
"Ich erinnere mich an meinen Traum und notiere (diktiere) ihn sofort"
 
2. Beim Aufwachen:
Traumbilder (-gefühle, -gedanken)
erinnern und festhalten
Gedanken (Wahrnehmungen),
die auf den Tag ausgerichtet sind,
sofort weglegen

Der Merksatz (Autosuggestion) funktioniert am besten, wenn man ihn
• in entspanntem Zustand zusammen mit tiefer, langsamer Bauchatmung während des Ausatmens innerlich "spricht"
• und in der kurzen Wachphase vor der letzten Schlafperiode anwendet (für Leute, die nicht durchschlafen).

Was verhindert meine Traumerinnerung?

Es ist nicht wichtig, ob Gedanken, Gefühle oder innere Bilder von der Traumerinnerung ablenken. Die Frage lautet: "Setzen sich diese Wahrnehmungen und Vorstellungen an die Stelle einer möglichen Traumerinnerung? Nehmen diese Wahrnehmungen und Vorstellungen den zeitlichen Platz der Traumerinnerung ein (etwa die ersten dreissig Sekunden nach dem Erwachen)?"
Ein Beispiel, wie Gedanken die Traumerinnerung verhindern: Der Wecker klingelt. Ich wache auf und denke: " Oh, schnell aufstehen, ich muss heute pünktlich im Büro sein, damit ich noch dies und jenes erledigen kann!"
Ein Beispiel, wie andere Wahrnehmungen das Erinnern verhindern: Ich wache auf. Mein Bett fühlt sich wohlig, warm an und ich bemerke, dass sich ein Hungergefühl in meinem Magen ausgebreitet hat, und ich mächtig Lust auf einen dampfenden Kaffee und ein knuspriges Croissant habe. Der wunderbare Duft des Kaffees und das Bild eines goldgelben Croissants tauchen in meiner Vorstellung auf...tja, und weg ist der Traum ....

Träume erinnern ist Übungssache

Je öfter es Ihnen gelingt, einen Traum mit ins Wachbewusstsein zu nehmen und aufzuschreiben, desto leichter wird Ihnen dies in Zukunft fallen. Falls es Ihnen mit der oben beschriebenen Übung nicht gelingen sollte, Ihre Träume zu erinnern, hilft Ihnen folgende Vorbereitung ganz bestimmt: Schreiben Sie eine Woche lang beim Erwachen ihren ersten Gedanken beziehungsweise Ihre erste Wahrnehmung auf. Es ist völlig unwichtig, ob diese mit Ihren Träumen zu tun haben oder nicht. Legen Sie nach Ablauf der Woche die sieben Notizen vor sich und schauen Sie, ob diese zu einem bestimmten Lebensbereich gehören. Sind es immer Gedanken an den Beruf, die Beziehung oder die tägliche Last, schon wieder die wohlige Wärme des Betts verlassen zu müssen? So finden Sie heraus, welches Lebensthema Ihre Traumerinnerung verhindert. Nun können Sie Ihren Autosuggestionssatz an ihre persönliche Situation anpassen. Er könnte jetzt zum Beispiel heissen: „Immer wenn ich beim Erwachen an meine Arbeit denke, lass ich diese Gedanken sofort los und erinnere mich an meinen Traum.“ Vielleicht hilft Ihnen auch die Überlegung, dass täglich fünf Minuten weniger Gedankenaufwand für dieses Thema wirklich keinen nennenswerten Unterschied machen. Seien Sie zuversichtlich! Bis jetzt habe ich noch niemanden erlebt, der sich bei dieser Übung nicht mindestens an ein Traumbild erinnern konnte. Allerdings scheitern viele daran, sieben Tage lang wirklich den ersten Gedanken aufzuschreiben. Der Grund dafür lässt sich am besten in der bildhaften Sprache der Träume erklären:

Die "Anti-Traumerinnerungs-Dämönchen"

Es scheint so, dass es innere Kritiker gibt, ich nenne sie hier die Anti-Traumerinnerungs-Dämönchen, die nichts anderes im Sinn haben, als Ihnen die Freude an der Traumarbeit zu verderben. Ihre durchtriebenste und effektivste Methode besteht darin, zu verhindern, dass Sie Ihre Träume überhaupt erinnern können. Denn wo es keine Traumerinnerung hat, gibt‘s auch nichts zum Bearbeiten! So sabotieren sie Ihre Absicht, Traumnotizen zu machen: Sie entwerten Ihre Traumerinnerungen genau in der kurzen Zeitspanne (ca. 30 Sek.) des Aufwachens, in welcher Sie sich noch an Ihre Träume oder doch zumindest Teile davon erinnern können.
Die Dämönchen bringen Sie dazu zu glauben, dass etwa folgendermassen lautende Sätze tatsächlich von Ihnen stammen: "Ach, was ich da geträumt hab, ist ja so verworren und banal, das bringt ja nichts." Träume erscheinen uns im ersten Moment des Erinnerns oft banal. Ihren wahren Gehalt und Wert erkennen wir meist erst nach einem genaueren Untersuchen und Bearbeiten des Trauminhalts. Geben Sie ihren Träumen darum immer einen "Vorschuss“. Haben Sie erst ein paar scheinbar banale Träume erfolgreich bearbeitet und sich so deren Gehalt zugänglich gemacht, wird sich das Wissen um deren Wert in Ihrem Bewusstsein verankern und das Festhalten dieser Träume fällt Ihnen bald viel leichter.
Ein anderer, weit verbreiterter Gedanke, der eine erfolgreiche Traumerinnerung verhindert, klingt etwa so: "Da ist ja nur noch ein lausiger, kleiner Traumfetzen übrig. Das lohnt sich doch nicht." Wie oft habe ich ähnliche Sätze in meinen Kursen gehört – und dann gab uns das „rudimentäre“ Traumbild eineinhalb Stunden lang Stoff für die spannendste Traumbearbeitung! Ein Kursteilnehmer meinte sogar einmal überrascht, dass in den kurzen Traumbildern oft mehr verwertbares Material steckt als in den langen, mit Handlungsabläufen gespickten Träumen. "Symbol“ ist aus dem griechischen Wort für "zusammenfallen“ (symballein) abgeleitet. Träume haben die Fähigkeit, eine Unzahl an Assoziationen, Tageserinnerungen und seelischen Prozessen in einem einzigen Bild zu vereinigen (zusammenfallen zu lassen) und auszudrücken. Oft kann erst eine gründliche Traumbearbeitung den Weg zum Erkennen und zu einem tiefergehenden Verständnis all dieser Inhalte eröffnen. Vertrauen Sie auf dieses Wissen, wenn Sie sich beim Erwachen nur an eine kurze Traumszene erinnern können.
Wer denkt nicht ab und zu beim Erwachen: "Was soll überhaupt das ganze Getue mit dem Aufschreiben? Ich bin viel zu müde für solch unnützes Zeugs." Träume zu erinnern und aufzuschreiben braucht manchmal einen starken Willen. Das klingt im ersten Moment anstrengend, wird jedoch oft mit wertvollen Erkenntnissen und dem Kontakt zur persönlichen Lebensenergie belohnt!


 
 
Traum-Newsletter abonnieren > bitte Ihre E-Mailadresse eingeben >  >> GO
          realised by